30 Jahre Hagen Grote – Karriere eines Hobbykochs

Hagen Grote Portrait

Interview mit Hagen Grote

Vor 30 Jahren startete Hagen Grote als ambitionierter Hobbykoch seine Geschäftsidee hochwertige Küchengeräte, exklusive Delikatessen sowie ausgesuchte Spezialitäten in exzellenter Qualität per Katalog anzubieten. Gleichzeitig erwarb er sich in über zehn intensiven Lehrjahren unter der Ägide eines Spitzenkochs profundes Wissen rund um die feine Küche. Aus Anlass des 30-jährigen Firmenjubiläums traf die Journalistin Ute Laatz Gründer und Firmenchef Hagen Grote zum Gespräch über die Anfänge und seine Motivation, auch nach drei Jahrzehnten immer wieder Neues und Innovatives rund ums Kochen und Genießen für seine Kunden zu entdecken.

Sie feiern in diesem Jahr Ihr 30-jähriges Firmenjubiläum. Wie kam es zur Gründung von Hagen Grote?
Als Golfanfänger erlebte ich 1986 einen wunderschönen Frühlingsmorgen auf dem Golfplatz Son Vida auf Mallorca. Ich hatte damals, was man heute wohl eine ausgewogene Work-Life-Balance nennt, gefunden. Aber als ich anschließend heimfuhr, fand ich plötzlich die Vorstellung, mit Anfang 40 in Zukunft hauptsächlich Golf zu spielen, völlig absurd. Zuhause angekommen begann ich nach einer neuen Herausforderung zu suchen. Dabei kam ich schließlich auf den Gedanken, aus einem meiner Hobbys eine Geschäftsidee zu entwickeln.

Hatten Sie denn da mehrere Optionen?
Ich bin nicht nur engagierter Hobbykoch, sondern auch begeisterter Segler und hatte zum damaligen Zeitpunkt als mein eigener Architekt schon einige Häuser gebaut. Ins professionelle Baugeschäft einzusteigen traute ich mir allerdings nicht zu. Im Bereich der Segelei tummelte sich schon eine ganze Reihe Konkurrenten mit ähnlichen Ambitionen. Übrig blieb also das Kochen.

Aber Sie sind nicht Koch geworden. Wie entstand denn die Idee eines Versandhandels?
Nach der Lektüre eines Artikels in der Segelzeitschrift „Die Yacht“ über die Gründung des Compass Versandes, damals winzig, heute Europas größter Yachtzubehör-Versender, war meine Idee geboren. Einen Versandhandel rund um das Thema Kochen gab es schließlich noch nicht.

Wie ging es denn mit dem neuen Hobby Golf weiter?
Mit dem Golfen war es aus Zeitgründen schnell vorbei. Es begannen jedoch die spannendsten, aber auch arbeitsreichsten Jahre meines Lebens. Im Jahr 1987 erschien mein erster Katalog mit dem Titel besserKOCHEN.

In einem Ihrer Kochbücher beschreiben Sie, wie sie zum Hobbykoch wurden. Das lag Ihnen schon früh im Blut, oder?
Ja, das ist richtig. Im Buch beschreibe ich meine älteste Erinnerung an Küche und Kochen. Ich war damals voller Vorfreude, als meine Mutter mir ankündigte, dass sie mal ein Hühnchen mit mir rupfen müsse. Was folgte, war eine Enttäuschung – ich hatte ja etwas ganz anderes erwartet!

Was hatten Sie denn ausgefressen?
Das weiß ich nicht mehr. Ich war damals 6 oder 7 Jahre alt. Die turbulente Hotelküche meiner Mutter war der bevorzugte Aufenthaltsort meiner Kindheit. Zum Beispiel Geflügel rupfen und ausnehmen ist für mich seit dieser Zeit die normalste Sache der Welt. Im Alter von 10 Jahren habe ich dann in den Sommerferien auf einem Bauernhof im nahen See mit dem gleichaltrigen Sohn der Familie geangelt. Wir fingen immer einige kleine Barsche und ich lernte sie auszunehmen und zu säubern. Mittags wurden sie dann für uns mit Butter in der Pfanne gebraten. Einfach köstlich. Später war ich dann der Einzige, der zu Silvester Karpfen schlachten und ausnehmen konnte. Beim Zelten habe ich für meine Kameraden über offenem Feuer Buletten gebraten und Kartoffeln in der Asche gegart. Heute ist es für mich immer noch ein Vergnügen, auf offenem Feuer eine Paella zuzubereiten. Eine echte Paella muss ein leichtes Holzraucharoma haben.

Hagen Grote probiert und entwickelt aus Freude am Thema ständig neue Zubereitungen.

Wie ging es dann weiter?
Während meiner Studentenzeit gab es unter den Kommilitonen einen ausgeprägten Wettstreit um das beste Spaghetti-Bolognese-Rezept. Ein vorzügliche Pasta-Gericht, das wir uns leisten konnten und das zu unserem ständigen großen Appetit passte. Auch bei meinem anderen großen Hobby, der Segelei, kam das Kochen nicht zu kurz. Nach einer ausgedehnten Regatta-Karriere war ich auf vielen Seereisen vom Mittelmeer bis in die Karibik neben Skipper und Navigator auch gleichzeitig Smutje.

Es gibt in Ihren Kochbüchern und im Internet über 500 Hagen Grote Rezepte. Sind die alle von Ihnen?
Ja, die habe ich alle selbst verfasst. Ich probiere und entwickele aus Freude am Thema ständig neue Rezepte für unterschiedlichste Zubereitungen. Was mir nicht liegt, sind Rezepte fürs Backen und Desserts, da ich selbst nicht so gerne Süßes esse. Deshalb sind unsere Back- und Dessert-Rezepte nicht von mir.

Auffällig ist bei Ihren Rezepten ein hoher kulinarischer Anspruch. Wie haben Sie als Autodidakt dieses Niveau erreicht?
Zuerst wurde das Kochbuch „Die neue Küche“ von Paul Bocuse für mich zur faszinierenden Anleitung beim Kochen. Gleichzeitig mit der Gründung meines Unternehmens lernte ich dann professioneller kochen. Über 10 Jahre war Dieter Schalljo in seiner Düsseldorfer Kochschule mein Lehrer.

Wodurch unterscheiden sich Ihre Rezepte vom Üblichen?
Meine Rezepte sind so konzipiert, dass sie mit den normalen Zutaten und Geräten einer Haushaltsküche ohne übertriebenen Aufwand umsetzbar sind. Das drückt auch der Titel meiner Kochbücher aus: „Feine Küche, schnell und einfach“. Aber die Zubereitung erfordert ein wenig mehr Sorgfalt. Nur so erreichen Sie im Ergebnis feine Küche auf höherem Niveau. Alle Rezepte sind jedoch für Hobbyköche verfasst und haben nicht den falschen Ehrgeiz, das Niveau professioneller gehobener Küche zu erreichen.

Feine Küche – schnell & einfach, Band 1 und Band 2

Hatten Sie nie den Wunsch oder die Idee, Ihr eigenes Restaurant aufzumachen?
Den Wunsch habe ich nie gehabt, das wäre neben meiner beruflichen Arbeit im Unternehmen auch nicht möglich gewesen. Ich bin mit einigen hervorragenden Köchen befreundet und bewundere ihre Arbeit. Sie sind zum Teil Künstler ihres Berufes, erstklassige Handwerker und immer harte Arbeiter. Ein engagierter Hobbykoch hat es da viel leichter. Er darf, aber muss in seiner Küche nicht ständig Höchstleistungen erbringen. Gegenüber professionellen Köchen hat der Hobbykoch einen weiteren Vorteil. Er ist in der Lage, sein Vergnügen in der Küche mit den Vorzügen der Kommunikation zu verbinden. Ganz gleich, wie weit seine Fähigkeiten als Koch gediehen sind, ob mit der Familie oder Freunden, bei einem angenehmen Essen lassen sich Beziehungen wunderbar pflegen.

Gibt es einen besonderen Rat, den Sie Hobbyköchen mitgeben möchten?
Etwas halte ich für sehr wichtig. Ein Hobbykoch sollte nicht zu ehrgeizig sein. Das eigene Vergnügen in der Küche darf nie zu kurz kommen. Um als Koch selbst ein Abendessen mit Freunden zu genießen, sollte man die Gästezahl auf 8 bis maximal 12 Personen begrenzen. Auch auf Experimente und das Ausprobieren neuer Gerichte verzichtet man als kochender Gastgeber besser. Es ist keine besonders originelle Entschuldigung, lieben Freunden während eines Essens zu eröffnen: „Das koche ich heute zum ersten Mal.“ Ein Menü für Gäste muss nach den persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten sorgfältig geplant und gut vorbereitet sein. Dann wird niemals Hektik aufkommen. Gastgeber, die mit hochroten Köpfen zwischen Küche und Esstisch hin und her eilen, sind für die Gäste keine Freude.

Wie ist es denn bei Ihnen im Alltag, kocht zuhause Ihre Frau?
Seit Gründung meiner Familie habe ich täglich die Hauptmahlzeiten zubereitet. Meine Frau macht wunderbare Salate und Desserts. Das ist bis heute so geblieben. Für mich ist Kochen nach einem arbeitsreichen Tag eine wunderbare Form der Entspannung. Und einmal am Tag die Familie zum gemeinsamen Essen um den Tisch zu versammeln ist mir besonders wichtig.

Sie bieten laut Internet 10.000 Produkte für Hobbyköche an. Wie entsteht Ihre Kollektion und wo finden und beziehen Sie all diese Dinge?
In den Anfangsjahren habe ich allein alle wichtigen Messen in Europa und den USA besucht. Ein heftiges Arbeitspensum. Heute machen das unsere speziell ausgebildeten Einkäufer. Ich selbst entdecke auf Reisen, beim Einkaufsbummel oder in Restaurants immer wieder hochinteressante Dinge. Schon mancher Küchenchef hat sich gewundert, wenn ich ihn während eines Restaurantbesuchs um Auskunft über ein interessantes Detail seines Menüs bat. Mit großer Kenntnis, Neugier und offenen Augen durch die Welt gehen und herausfinden, wer die tollen Dinge macht, ist einer meiner Wege geblieben, neue Lieferanten und Ideen zu entdecken.

Und wie erfolgt bei Ihnen die Produktauswahl?
„Unique and hard to get“, also einzigartig und nicht überall zu bekommen, wie unsere amerikanischen Kollegen sagen, ist die Voraussetzung für ein gutes Versandhandelsprodukt.
Das ist ein Grundsatz, den wir bei der Produktauswahl strikt beachten. Unsere Kernkompetenz ist profundes Wissen über den heutigen Stand des Kochens mit all seinen Facetten und aktuellen Trends. Nur so können wir in schneller Folge über 300 neue Produkte aus aller Welt im Jahr vorstellen.

Auch die Mitarbeiter von Hagen Grote lernen in regelmäßigen Kursen das professionelle Kochen.

Wie sieht es bei dieser Produktvielfalt mit der Qualität aus?
Zu unserer Marke gehört die Kernaussage „Das Beste fürs Kochen und Genießen“. Hochwertiges Material, Langlebigkeit, erstklassige Funktion und aktuelles Design sind Voraussetzungen für die Aufnahme eines Produktes.

Sie bieten auch Zutaten und Delikatessen an. Welche Voraussetzungen müssen die erfüllen?
Bei Lebensmitteln steht der kulinarische Wert, Bio-Qualität und Herkunft aus lokaler, bäuerlicher Produktion an erster Stelle. Zu unseren Überzeugungen gehört die unverfälschte traditionelle Fertigung aus natürlichen Rohstoffen, frei von den üblichen industriellen Techniken und Zusätzen.

Qualitätssicherheit ist auf Ihrem Gebiet sicher schwierig. Wie gelingt sie Ihnen trotzdem?
Entscheidende Voraussetzung für die Qualitätssicherung sind professionelle Kenntnisse unserer Mitarbeiter. Sie vertiefen laufend durch Fortbildung ihr Wissen über professionelles Kochen, hochwertige Lebensmittel und deren richtige Verarbeitung. Die Zusammensetzung und den kulinarischen Wert von Lebensmitteln unterziehen wir inhaltlicher und sensorischer Prüfung. Geräte testet ein großer Personenkreis ständig durch praktische Verwendung.

Mir ist aufgefallen, dass viele Ihrer Produkte das Hagen Grote Logo tragen. Was hat es damit auf sich?
Es kommt immer wieder vor, dass wir keine Produkte finden, die unseren hohen Ansprüchen genügen. Um dieses Problem zu lösen, haben wir vor Jahren damit begonnen, bestimmte Dinge in der gewünschten Qualität nach unseren hohen Standards selbst herzustellen. Bis zu 40 % unseres Angebotes sind zurzeit bereits Produkte aus eigener Entwicklung und Fertigung. Und damit haben wir Erfolg. Unsere eigenen Erzeugnisse gehören zu den absoluten Bestsellern.

Wie kriegen Sie in diesem Zusammenhang das gute Preis-Leistungs-Verhältnis Ihrer Produkte hin?
Hierzu ein Beispiel. Wir stellen als deutsche Firma 300 km nördlich des Polarkreises in Nordnorwegen die besten Fischklößchen ganz Skandinaviens her. Im Gegensatz zu allen anderen verzichten wir auf Glutamat und den üblichen hohen Mehlanteil. Dieser Verzicht ist nur mit absolut fangfrischem Fischs möglich. Die Steigerung der Qualität durch Verzicht auf beide Zutaten ist erheblich, macht das Produkt dennoch nur geringfügig teurer. Top-Qualität hat dennoch ihren Preis. Mit den Billigprodukten einer „Geiz ist geil“ – Gesellschaft werden wir niemals konkurrieren können. Wir brauchen aufgeklärte Kunden, die Bio-Qualität, naturbelassenen Geschmack und den Verzicht auf die Verwendung künstlicher Aromen und anderer chemischer Zusatzstoffe honorieren.

Was ist der Trend in Sachen Essen in der Zukunft?
Nach einer Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung ist zwei Dritteln aller Deutschen der Preis beim Einkaufen wichtiger als die Qualität. Mit unseren Kunden zählen wir uns allerdings zur qualitätsbewussten Minderheit. Laut Essensreport der BRD 2017 kocht nur noch ein Drittel aller deutschen Haushalte täglich. Unsere anspruchsvollen Produkte sind jedoch nicht nur für den täglichen Bedarf gedacht. Wir wollen mit unserem Sortiment ganz bewusst zur Freude kreativer Menschen in der Küche und zum Genießen mit der Familie oder Freunden beitragen.

Wie schätzen Sie die Entwicklung in Sachen Ernährung ein – widersprechen sich nicht Qualitätsanspruch und Massenproduktion?
Das muss ich leider ganz eindeutig mit ja beantworten. Die ständige Berichterstattung der Medien über die allgemein zu fette und falsche Ernährung mit Industrieprodukten bleibt in weiten Bevölkerungskreisen leider völlig unbeachtet. Hier geschieht noch zu wenig Aufklärung und es mangelt an konkreter Einflussnahme der Politik auf die Machenschaften der Ernährungsindustrie. Etwas über Kochen und Ernährung im Schulunterricht zu lernen, wie es Jamie Oliver in England propagiert, wäre auch bei uns ein erstrebenswerter Fortschritt.

6 comments

  1. Sehr geehrter Herr Grote, seit vielen Jahren bin ich treuer Kunde bei ihnen und, wie Sie an meinen Käufen sehen können auch sehr zufrieden. Aber lassen Sie mich bitte eines kritisieren: warum lassen sie sich sowohl in den Katalogen, als auch in den Kochbüchern dazu verleiten,den neumodischen Begriff „amuse bouche“statt des klassischen und in jedem besseren Restaurant in Frankreich gebräuchlichen „amuse gueule „zu benutzen? Bouche ist der anatomische Mund während Gueule in der Kulinarik den Mund als sinnesorgan mit allen Facetten bezeichnet und nichts mit dem Argotausdruck Schnauze gemein hat. Wie ich es selbst vielfach in Frankreich von großen Köchen bis hin zu Bocuse hörte. Man sollte nicht jeden neumodischen Quatsch mitmachen. Dann dann lieber beim „Gruß aus der Küche „ bleiben. Herzlichst Ihr HW Feldhaus

    1. Sehr geehrter Herr Dr. H. W. Feldhaus,

      vielen Dank für Ihren netten Kommentar, gerne nehmen wir Ihre konstruktive Kritik an.

      Mit besten Grüßen

  2. Sehr geehrter Herr Grote !Das, was dieses Interview über Ihren Lebenslauf aussagt,stimmt mit allem , was Sie erreicht haben , überein.Seit vielen Jahren eine zufriedene Kundin , bin ich doch immer wieder überrascht, was Sie was und wo immer wieder entdecken und selbst auch anfertigen lassen.Einen Kommentar gebe ich daher gerne ab. Obwohl schon 86 Jahre alt, finde ich immer wieder etwas, was mir das Kochen und Backen noch mehr Spass macht.Also – immer weiter so !

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